For Heart’n’Soul Oktober 2023
“Wer den Abschied nicht scheut, der wird mit Abenteuer,
Erfahrungen und einem reichen Leben belohnt.”
Verfasser unbekannt
Namasté du Liebe/r!
Was bewegt dein Herz und deine Seele in diesem Monat?
Im Oktober geht es für mich um Abschied.
Ja, du hast richtig gelesen: Abschied.
Was macht das Wort mit dir? Welche Gefühle löst es in dir aus? Und was verbindest du damit?
Das ist nämlich das eigentlich Spannende.
Meine Antwort wäre: Es kommt ganz darauf an. Manchmal freue ich mich regelrecht auf das Abschiednehmen, manchmal ist es mir einfach egal und manchmal kann es eine sehr traurige Angelegenheit sein. Ab und zu kann ich es gar nicht erwarten, dann wiederum möchte ich es unendlich hinauszögern oder gar verhindern.
Abschied an sich ist weder positiv noch negativ.
Es ist das, was wir damit verbinden.
Vielleicht bist du manchmal auch regelrecht froh, wenn sich eine Sache oder eine Person aus deinem Umfeld endlich verabschiedet. Wenn etwas zu Ende geht, was du so längst nicht mehr haben wolltest. Dann kann sich der Abschied sehr erleichternd und befreiend anfühlen. Du kannst das Loslassen regelrecht genießen.
Oft ist allerdings das Gegenteil der Fall. Wie sehr kann es uns schwerfallen, etwas oder jemanden, an dem wir sehr hängen, gehen zu lassen? Und wenn dann ein Abschied vielleicht auch noch plötzlich oder unerwartet eintritt, kann uns das regelrecht überwältigen.
Von daher ist es gut, sich immer mal wieder auch mit diesem Thema zu beschäftigen. Es kann schon ausreichen, sich mit den kleinen, alltäglichen Abschieden auseinanderzusetzen und sie wahrzunehmen. Die Arbeit ist beendet, die Sonne geht unter, der Tag geht. Der Urlaub ist zu Ende gegangen, der Sommer ist vorbei, die Bäume verlieren ihre Blätter …
Wenn es dir gelingt, dich mit dieser Art von “kleinen” Abschieden anzufreunden, dann werden dir größere vielleicht nicht mehr ganz so schwer fallen. Denn sie gehören einfach zum Leben dazu. Sich bewusst zu machen, dass bei allem irgendwann auch der Abschied kommt, kann sehr heilsam sein. Es macht dir bewusst, dass nichts selbstverständlich ist. Dass alles endlich ist. So kannst du die Dinge, Momente und Begegnungen noch mehr wertschätzen.
Abschied ist nicht gleich Ende.
Ein Abschied mag vielleicht das Ende eines bestimmten Abschnitts in diesem Moment sein, doch dem folgt auch immer wieder ein Neuanfang. Vielleicht auf einer ganz anderen Ebene, vielleicht nicht sofort und so deutlich wahrnehmbar, aber er folgt. So wie auf den Tag die Nacht und dann wieder der Tag folgt. Ein ewiger Kreislauf des Lebens, bei dem uns der Abschied vielleicht schwerer fällt, als der Neuanfang. Beides sind letztendlich nur zwei Seiten einer Münze und gehören untrennbar zusammen.
Diesen Kreislauf kannst du mit dem Mantra “Sa Ta Na Ma” besingen. Falls du es nicht kennst, dann guck doch gerne mal in meinen Blog vom März: https://forheartnsoul.com/let-it-flow/
Es gibt ein Mantra, das besonders bei Abschieden sehr hilfreich sein kann:
Es ist das Om Tryambakam oder auch Maha Mrityunjaya Mantra genannt (= das große lebensspendende bzw. todüberwindende Mantra).
Om Tryambakam Yajamahe
Sugandhim pushti vardanam
Urvarukhamiva Bandanan
Mrityor Mokshiya Maamritat
Wir verehren die höchste Kosmische Wirklichkeit,
die überall hin ausstrahlt und das Wohlergehen aller Wesen bewirkt.
Möge diese Höchste Wirklichkeit uns innerlich reifen lassen,
so dass wir die Höchste Unsterblichkeit erfahren.
Dieses Mantra stammt aus den Veden, den heiligen indischen Schriften. Es wird traditionell zur Geburt, an Geburtstagen und auch beim Tod eines geliebten Menschen gesungen. Es ist nicht nur ein Segens- und Heilmantra, sondern auch ein Schutzmantra für Reisende. Es wird überall dort gechantet, wo ein Abschied und ein Neuanfang, also quasi ein Übergang, stattfindet. Außerdem ist es auch ein Moksha Mantra, ein Befreiungsmantra, das die Überwindung des Todes symbolisiert.
Steig doch gleich mal mit ein:
Wie kann dich deine Yogapraxis bei Abschieden unterstützen?
Atme ein, atme aus, lasse los. Atme ein, atme aus, lasse los.
Mehr braucht es eigentlich nicht, um direkt das Abschiednehmen (und dann auch wieder den Neuanfang) zu erfahren. Meistens sind wir uns dessen allerdings gar nicht bewusst. Deshalb ist es so wichtig, beim Yoga achtsam zu praktizieren – und zu atmen. Und es ist hilfreich, auch in deine Yogapraxis regelmässig immer wieder Atemübungen zu integrieren, damit du unter anderem genau das erfahren und üben kannst.
Verbindest du das dann mit einem kleinen Flow, bekommst du eine noch körperlichere Erfahrung von Abschied. Das geht am besten mit Vorwärtsbeugen, die das Loslassen und die Hingabe fördern, und kann sehr einfach gehalten sein: Einatmend richte dich im Langsitz auf, Arme nach oben gestreckt. Ausatmend neige dich nach vorne in die Vorwärtsbeuge und lasse los. Einatmend richte dich wieder auf, ausatmend beuge dich wieder nach vorne …
Eine weitere Position, in der du das Abschiednehmen üben kannst, ist Savasana.
Diese Asana ist nicht nur die Entspannungslage für die Tiefenentspannung am Ende der Yogastunde, sondern bedeutet übersetzt auch Totenstellung. Hier kann dein Körper für einen Moment wirklich zur Ruhe kommen. Du nimmst Abschied von jeglicher Bewegung, bringst deinen Atem zur Ruhe und auch deinen Geist. So hast du die Möglichkeit, dich voll und ganz darauf einzulassen, und so jedes Mal ein klein wenig mehr auch das Loslassen zu üben.
Wenn du die kleinen und größeren Momente des Abschieds nicht scheust, sondern sie vielleicht immer wieder bewusst suchst und dich damit auseinandersetzt, wirst du garantiert mit einem reichhaltigen Leben voller Abenteuer und Erfahrungen belohnt. Und ist das nicht jede Mühe wert?
Ich übe es in diesem Monat, indem ich immer noch Abschied von unserer alten Wohnung, der vertrauten Umgebung und dem Zusammenwohnen mit meiner Mutter übe. Indem ich alte Dinge weggebe, die ich nicht mehr gebrauchen kann. Und indem ich auch im Alltag wach und präsent bleibe, wenn es darum geht, etwas zu verabschieden und weiterziehen zu lassen.
In diesem Sinne verabschiede ich mich bis zum nächsten Blog und wünsche dir einen spannenden Oktober.
From Heart’n’Soul
Shankari